LWL Frühförderung
Frühförderung - Was ist das?
Hören beeinflusst die Gesamtentwicklung eines Kindes grundlegend. Durch eine frühe Förderung wird dem hörgeschädigten Kind eine umfassende Entwicklung mit allen Bildungschancen ermöglicht.
Die hörgeschädigtenpädagogische Frühförderung berät und begleitet Eltern mit ihrem hörgeschädigten Kind auf dem Weg der Hör- und Sprachentwicklung.
Sie unterstützt die Kommunikation zwischen Eltern und Kind. Im Mittelpunkt der Förderung stehen immer die jeweilige Familie und ihr Umfeld. Unsere Frühförderung hilft Ihrem Kind, Freude am Hören und Kommunizieren zu entwickeln und Kommunikationsmöglichkeiten zu finden. Wir unterstützen Ihr Kind dabei, selbstbewusst mit seiner Hörschädigung umzugehen.
Wer kann Frühförderung erhalten?
Ein Anspruch auf Frühförderung besteht, sobald eine Hörbeeinträchtigung diagnostiziert wurde
- für Kinder mit einer Hörschädigung im Alter von 3 Monaten bis zum Schuleintritt
- für Kinder mit einer Hörschädigung und weiteren Beeinträchtigungen
- und auch für hörende Kinder hörgeschädigter Eltern (CODA) im Alter von 3 Monaten bis zum Schuleintritt
Welche Aufgaben hat die Frühförderung?
Wir fördern Ihr Kind in seiner Hör- und Sprachentwicklung durch Angebote in verschiedenen Bereichen
- Hören und Hörverarbeitung
- Sprache und Sprechen
- Förderung in Laut- und/oder Gebärdensprache nach individuellem Bedarf
- Förderung durch Unterstützte Kommunikation (z.B. durch METACOM - Symbole)
- Kognition und Motorik
- Spiel- und Sozialverhalten
Wir beraten und informieren
- Eltern
- Erzieher: innen
- Integrationskräfte
- andere Therapeut: innen und Fachdienste
Wir organisieren und führen durch
- Kontakte zu anderen Familien mit einem hörgeschädigten Kind
- Eltern-Baby-Treffen
- Eltern-Kind-Veranstaltungen
- Vorschulgruppen
- Gebärden von Anfang an – (Einführung in Einzelgebärden aus dem Lexikon der DGS)
- Informationsveranstaltungen für Eltern
- Fortbildungen für Erzieher: innen in Kindertageseinrichtungen
- … siehe auch Veranstaltungsprogramm
Wir begleiten und beraten Eltern bei
- der Diagnose der Hörschädigung und deren Auswirkungen
- der Hörgeräte-/CI-Anpassung und im Umgang mit den Hörhilfen
- der Hör- und Sprachentwicklung
- der Wahl der geeigneten Kommunikationsmittel (Lautsprache mit oder ohne Unterstützung durch Einzelgebärden LUG/LBG, DGS)
- der Wahl geeigneter Förderorte wie Kindertageseinrichtungen oder Schule
- bei Fragen zur Raumakustik in Kindertageseinrichtungen
- ….
Wo findet die Frühförderung statt?
- Babys und Kleinkinder besuchen wir in der Regel zu Hause
- besucht Ihr Kind eine Kindertagesstätte, findet die Frühförderung überwiegend dort statt
Mit wem arbeiten wir zusammen?
Neben einer vertrauensvollen Zusammenarbeit mit den Eltern ist uns ein Austausch und eine Zusammenarbeit mit allen Fachkräften, die an der Förderung des Kindes beteiligt sind, wichtig.
Wir kooperieren mit
- Kliniken
- Ärzt:innen und Pädaudiolog:innen
- (Päd-) Akustiker: innen
- anderen Therapeut: innen
- Mitarbeiter: innen von Kindertageseinrichtungen und Schulen
Wie beantragen Sie Frühförderung?
- Wenn bei Ihrem Kind eine Hörschädigung diagnostiziert wurde, melden Sie sich in der Beratungsstelle für hörgeschädigte Kinder.
- Die Mitarbeiter: innen vereinbaren mit Ihnen einen Erstberatungstermin.
- Im Beratungsgespräch können Sie einen Antrag auf Frühförderung stellen.
- Die Genehmigung des Antrags erfolgt durch die Schulaufsichtsbehörde der Bezirksregierung Detmold und dauert in der Regel 6-8 Wochen.
- Auch das zuständige örtliche Gesundheitsamt muss die Frühförderung genehmigen. Dazu werden Sie u.U. zu einer amtsärztlichen Untersuchung Ihres Kindes eingeladen.
- Die Frühförderung ist ein Angebot des Landes NRW und ist im Schulgesetz verankert.
- Die Frühförderung ist für die Familien freiwillig und kostenlos.
In den Schulferien von NRW findet keine Frühförderung statt.
Beratung und Unterstützung von CODA-Familien
Auch gehörlose Eltern mit hörenden Kindern (CODA = Children of Deaf Adults) können sich bei Beratungs- und Unterstützungsbedarf an die Beratungsstelle für hörschädigte Kinder wenden, um Frühförderung zu beantragen. Die Frühförderung ist bis zum Schuleintritt kostenfrei.
Frühförderung ist zu verstehen als Unterstützung in dem Leben in zwei Welten (gehörlos und hörend). Die Muttersprache in diesen Familien ist von Anfang an die Gebärdensprache.
Die Arbeit ist geprägt durch die besonderen kommunikativen Bedürfnisse der bilingualen/bimodalen (Gebärdensprache / Lautsprache) und bikulturellen Familien (gehörlos / hörend). Die Babys wachsen innerhalb der Familie meistens ohne Lautsprache auf. Eine altersgemäße lautsprachliche Entwicklung ist daher bei diesen Kindern gefährdet. Defizite zeigen sich zeitweise bis zum Schulalter im Wortschatzbereich und im Bereich der Artikulation und Syntax. Frühförderung ist aus diesem Grund auch als Präventionsmaßnahme zu verstehen. Eine wichtige Aufgabe in der Frühförderung besteht darin, die Eltern beim Sprachentwicklungsprozess ihrer Kinder zu begleiten und zu beraten. Dazu gehören Anregungen und Unterstützung zum Dialog und Interaktion zwischen Eltern und Kind und z.B. Unterstützung bei der Suche nach einem geeigneten lautsprachlichen Umfeld (Tagesmutter, Spielgruppe, Kindergarten,...). Auch spezielle Fördermaßnahmen für das Kind können genutzt werden. Verläuft die lautsprachliche Entwicklung altersgemäß, kann die regelmäßige Förderung eine Pause machen, d.h. der Frühförderer fährt nicht mehr zu dem Kind, steht aber weiterhin der Familie, der Spielgruppe, Kindergarten,... als Ansprechpartner zur Verfügung. Sind Auffälligkeiten in der sprachlichen Entwicklung (lautsprachlich und gebärdensprachlich) zu erkennen, wird in Absprache mit den Eltern, Erziehern,... die Förderung wieder aufgenommen.
Wir kooperieren mit den Familien und ihrem Umfeld, bieten sonderpädagogische Hilfen und Unterstützung an, sind beratend tätig und orientieren uns an ihren Ressourcen (individuelle Ausgangslage). Anhand der individuellen Ausgangslage wird Art und Umfang der Förderung festgelegt.
Vorrangige Ziele unserer ganzheitlichen Arbeit:
- Die Laut- und Gebärdensprachentwicklung des Kindes spielerisch fördern
- Gehörlose Eltern in die Sprachentwicklung ihres Kindes einbeziehen
- Bei der Einschätzung des Entwicklungsstandes beraten und unterstützen
- Das Kind in ein lautsprachliches Umfeld integrieren:
- Informieren über Gehörlosigkeit im Umfeld des Kindes, um die Integration des Kindes in die hörende Umwelt zu unterstützen; z. B. begleiten und beraten im
- Regelkindergarten, in der Spielgruppe, im Kontakt mit der Tagesmutter; unterstützen bei der Wahl eines geeigneten Kindergartenplatzes; die Kommunikation zwischen gehörlosen Eltern und hörenden Erzieherinnen begleiten
- Die Eltern in ihren Kompetenzen stärken
- Den Kontakt zu anderen hörgeschädigten Familien mit hörenden Kindern herstellen ( Erfahrungsaustausch) und regelmäßige Treffen organisieren
- Kontakt zu Logopäden und zur Beratungsstelle für Hörgeschädigte herstellen
Die Förderung und die zu erreichenden Ziele orientieren sich in ihrem Umfang an dem individuellen Entwicklungsstand und an den individuellen Bedürfnissen des Kindes/ der Familie (s.o.).
Wer sind wir?
Wir sind ein Team von Sonderschullehrer: innen der Westkampschule und haben uns auf Frühförderung spezialisiert. Wir arbeiten beratend, unterstützend, fördernd und familienorientiert.
Vorschulgruppe (Rabengruppe)
Die Vorschulgruppe ist ein Angebot für alle Frühförderkinder, die im kommenden Schuljahr in die Westkampschule oder in andere Schulen eingeschult werden. Sie findet eine Woche lang im Frühjahr vormittags in den Räumen der Beratungsstelle statt. Die Kinder werden mit dem Schülerspezialverkehr der Westkampschule transportiert und von Kolleg:innen aus der Frühförderung betreut.
Im Vordergrund stehen:
- Das Kennenlernen anderer Kinder mit Hörhilfen/mit der Muttersprache DGS
- Die Entwicklung von Hörstrategien im Hinblick auf die Schule
- Die Nutzung der Hörtechnik
- Die Auseinandersetzung mit vorschulischen Inhalten
- Das soziale Miteinander
Es werden vielfältige Angebote gemacht:
- Singen, malen, basteln
- Erarbeitungsphasen in der Gruppe
- Vertiefungsphasen in Einzelarbeit
- Geschichten/Bilderbücher
- Freispiel drinnen und auf dem Schulhof
- Bewegungslandschaft in der Turnhalle
- uvm.